Die Anorexia nervosa, auch Magersucht, ist ein psychisches Störungsbild, das in den westlichen Ländern unverändert häufig auftritt und nach wie vor eine hohe Relevanz auch in der gynäkologischen Praxis hat. Viele Mädchen und junge Frauen werden das erste Mal beim Frauenarzt auffällig, und hier können erste Schritte raus aus der Essstörung gebahnt werden.
Das typische äußere Erscheinungsbild gibt dem Frauenarzt erste Hinweise. Darüber hinaus können Screeningfragen zum Essverhalten, aber auch zum Selbstwert, der häufig durch die Essstörung stabilisiert wird, eingesetzt werden.
Die medizinische Diagnostik dient dabei in erster Linie der Gefahrenabwehr. Ist kein unmittelbares Eingreifen nötig, sollten – im Rahmen der Möglichkeiten – eine Anbindung an die Praxis und regelmäßige Termine zum Motivationsaufbau zur Psychotherapie wie auch zur Überwachung des Gewichts und zur Gefahrenabwehr (Laborparameter, EKG) erfolgen. Begleitend muss Sorge getragen werden, dass die Mädchen und Frauen eine adäquate gynäkologische Behandlung erfahren, denn das Risiko von klinischen Komplikationen wie Osteopenie oder auch Amenorrhoe wie trotz allem auch von Schwangerschaften ist bei diesen Patientinnen gegeben. Schwangerschaften sind dabei häufig als Risikoschwangerschaften einzustufen und auch die postpartale Depression tritt gehäuft auf.