Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-low-Brustkrebs können von einer Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan profitieren. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht teils einen beträchtlichen, teils einen erheblichen Zusatznutzen der Behandlung.
Trastuzumab-Deruxtecan darf seit März 2023 als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit inoperablem
oder metastasiertem HER2-low-Brustkrebs eingesetzt werden, die in diesem Krankheitsstadium bereits eine Chemotherapie erhalten haben oder bei denen frühzeitig nach adjuvanter Chemotherapie ein Rezidiv aufgetreten ist. Die Behandlung mit Trastuzumab-Deruxtecan ist dabei die erste zugelassene Therapie, die auf Patientinnen mit HER2-low-Brustkrebs ausgerichtet ist.
Grundlage für die frühe Nutzenbewertung ist die Zulassungsstudie DESTINY-Breast04 in der Trastuzumab-Deruxtecan mit einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe verglichen wird. In die randomisierte kontrollierte Studie wurden 555 Patientinnen und zwei Patienten eingeschlossen.
Der Vorteil der Behandlung mit Trastuzumab-Deruxtecan bei Patientinnen mit HER2-low-Tumoren zeigt sich in der DESTINY-Breast04-Studie insbesondere beim Gesamtüberleben: Die Patientinnen in der Interventionsgruppe lebten im Median mehr als sechs Monate länger (23,4 versus 16,8 Monate).
Der beobachtete Effekt war zudem bei Patientinnen ohne viszerale Erkrankung größer als bei Patientinnen mit viszeraler Erkrankung, sodass sich das Ausmaß des Zusatznutzens unterscheidet: erheblich für Patientinnen ohne viszerale Erkrankung, beträchtlich für Patientinnen mit viszeraler Erkrankung. Ob die beobachteten Effekte auf männliche Patienten übertragen werden können, bleibt unklar, weil an der ausschlaggebenden Studie nur zwei Männer teilnahmen.
Ein relevanter Vorteil von Trastuzumab-Deruxtecan gegenüber der Vergleichsgruppe zeigte sich darüber hinaus bei der Lebensqualität. Auch bei den schweren Nebenwirkungen ergaben sich positive Effekte, insbesondere bei der Gesamtrate der schweren unerwünschten Ereignisse mit erheblichem Ausmaß. Diesen stehen aber auch negative Effekte bei mehreren unerwünschten Ereignissen gegenüber, unter anderem schwere Übelkeit, schwerwiegende Infektionen oder schwerer Thrombozytenmangel.
„Die Ergebnisse aus der DESTINY-Breast04-Studie sind für die Praxis sehr relevant. Denn wir wissen jetzt, dass Trastuzumab-Deruxtecan auch bei der Behandlung des Mammakarzinoms mit niedriger HER2-Expression eingesetzt werden kann“, zog Katrin Nink aus dem IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung ein Fazit der Nutzenbewertung.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt