Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs ist das Humane Papillomvirus (HPV). Ein operativer Eingriff ist die Behandlung erster Wahl. Bei schwangeren Frauen ist eine solche Operation jedoch problematisch: Da ein Stück von der Gebärmutter abtragen wird, erhöht sich das Risiko einer Blutung und Frühgeburt.
Ein neuartiger Abstrichtest, der über den Muttermund durchgeführt wird, könnte zukünftig die Behandlung betroffener Frauen verbessern. Eine Studie unter Beteiligung von Forschenden des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) setzte sogenannte Methylierungstests ein, um das Fortschreiten von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals zu überwachen. Methylierungswerte gaben dabei Auskunft zum Schweregrad der Krebsvorstufe. „Der Test kann uns helfen, die betroffenen Frauen bis nach der Entbindung konservativ zu betreuen, also schwangere Frauen nicht am Muttermund zu operieren, sondern stattdessen zu kontrollieren und gegebenenfalls erst nach der Entbindung zu behandeln“, erklärt Professor Dr. Peter Hillemanns, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der MHH. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift International Journal of Cancer veröffentlicht.
Über die Methylierung werden die Tumorsupressorgene, umgangssprachlich „Tumorunterdrückungsgene“, deaktiviert. Die Methylierung verhält sich dabei wie eine Kappe, die sich auf die Erbsubstanz setzt und das Gen blockiert. Das HP-Virus hat damit ein einfaches Spiel und kann die Krebsentwicklung vorantreiben. Die Studie untersuchte die Methylierungsmarker MFAM19A4 und miR124–2. Es wurde ein Abstrichtest bei 127 Frauen mit und ohne Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs gemacht. Bei unauffälligen Befunden oder Krebsvorstufen, die sich zurückentwickelten ergab der Test niedrige Methylierungswerte. Hingegen traten hohe Methylierungswerte bei fortschreitenden Krebsvorstufen oder Krebs auf. „Wir können uns mithilfe des Tests bei niedrigen Werten sicher sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus der Vorstufe ein Krebs entwickelt, oder irgendwo versteckt Krebs vorhanden ist, extrem gering ist“, erklärt Hillemanns. „Das unterstützt uns bei der Betreuung der Patientinnen“.
Vor allem bei jungen Frauen, die ihre Familienplanung vielleicht noch nicht begonnen oder abgeschlossen haben, hätte eine herkömmliche Operation unschöne Konsequenzen auf Grund des erhöhten Risikos einer Frühgeburt. Mit einem solchen Test ließen sich Krebsvorstufen jedoch gut überwachen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft