Auch nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung können Symptome fortbestehen. Wie viele Menschen davon betroffen sind und welche Faktoren zu einem solchen „Post-COVID-Syndrom“ (PCS) beitragen, hat ein Team um Prof. Thomas Bahmer, Internist und Pneumologe der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, untersucht. 

Die Forschungsgruppe hat hierfür in der COVIDOM-Studie zu Corona-Langzeitfolgen ein leicht einsetzbares Klassifikationssystem zur Einordnung der PCS-Symptome entwickelt. Außerdem konnten zwei maßgebliche Risikofaktoren für die Entstehung eines PCS identifiziert werden. Für die Auswertung der Studie haben Prof. Bahmer und sein Team 1.400 Personen nach einer überstandenen Infektion analysiert. Mithilfe des neuen Klassifikationssystems (PCS-Score) konnte das Vorliegen sowie der Schweregrad eines PCS erfasst und damit das vielfältige und komplexe Langzeitgeschehen eingeordnet werden. Der PCS-Score beruht auf zwölf Fragen, die auf unterschiedliche Symptombereiche abzielen. 

Beim überwiegenden Teil der Probandinnen und Probanden der Studie war die akute COVID-19-Erkrankung leicht bis moderat verlaufen. Weniger als 10 % mussten im Krankenhaus behandelt werden. Dennoch berichtete etwa die Hälfte der untersuchten Personen über Beschwerden, die nach der akuten Erkrankungsphase dauerhaft anhielten. Je nach Studienstandort bezeichneten sich nur 15 bis 30 % der Personen neun Monate nach der Infektion als gesundheitlich vollständig unbeeinträchtigt. Beim Rest bleibt jedoch offen, ob ihre Infektion tatsächlich ursächlich für die immer noch wahrgenommenen Symptome war. Ein klinisch relevantes PCS konnte anhand des Scores bei 10 bis 20 % der Probandinnen und Probanden festgestellt werden.

Auch zwei starke Risikofaktoren für ein PCS wurden in der Studie identifiziert. „Wie erwartet erhöhten schwere Erkrankungssymptome in der Akutphase das Risiko für ein Post-COVID-Syndrom. Überraschend war jedoch, dass auch eine geringe psychosoziale Belastbarkeit und niedrige Resilienz zu einem PCS führen können“, sagt Prof. Bahmer. So seien insbesondere Menschen gefährdet, die ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen als gering einschätzen und daher mit dieser neuartigen Viruserkrankung möglicherweise schlecht zurechtkamen.

Derzeit werden die Probandinnen und Probanden der COVIDOM-Studie ca. zwölf Monate nach ihrem ersten Besuch in den Studienzentren ein zweites Mal befragt. Dabei soll geklärt werden, ob diejenigen, die nach neun Monaten einen hohen PCS-Score hatten, weiterhin unter Beschwerden leiden und welche Faktoren eventuell zum Verschwinden oder zur Besserung der Symptome beitrugen.

Quelle: Deutsches Gesundheitsportal