Eine hohe Zahl von Tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL) im Primärtumor ist für Frauen mit einem Triple-negativen Mammafrühkarzinom ein prognostisch günstiges Zeichen. Dies zeigen die Ergebnisse einer internationalen Studie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2024).

Bei einem Triple-negativen Mammafrühkarzinom sind auf den Krebszellen keine Rezeptoren für Östrogene, Progesterone oder den „Human Epidermal Growth Factor Receptor 2“ (HER2) vorhanden. Eine Behandlung mit Antiöstrogenen oder HER2-Antikörpern ist deshalb nicht sinnvoll. Die adjuvante Behandlung wird mit Zytostatika durchgeführt, was die Patientinnen stark belastet. Bisher gibt es keine Biomarker, mit denen sich die Intensität der Chemotherapie steuern ließe. Ein möglicher Biomarker könnte die Zahl der TIL sein. Diese Zellen sind Teil des Immunsystems. Mit günstigen Auswirkungen auf die Prognose können sie Krebszellen vernichten.

Ein internationales Forscherteam um Roberto Leon-Ferre von der Mayo Clinic in Rochester hat die Auswirkungen der TIL auf die Heilungschancen jetzt an einer Gruppe von 1.966 Patientinnen untersucht, die an 13 Zentren in Nordamerika, Europa (ohne deutsche Beteiligung) und Asien behandelt wurden und zu denen histologische Präparate verfügbar waren. Insgesamt 32 ausgebildete Pathologen begutachteten die Präparate und bestimmten den Anteil des Stromagewebes, der TIL enthielt. Die Studie wurde auf Patientinnen beschränkt, bei denen der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt wurde, in dem noch keine Chemotherapie notwendig ist. Der Einsatz der Zytostatika hätte den prognostischen Wert der TIL möglicherweise verfälscht.

Die Zahl der TIL hatte einen deutlichen Einfluss auf die Prognose. Fünf Jahre nach der Operation waren 95 % der Frauen mit kleinen Tumoren im Stadium I noch am Leben, wenn deren Tumore hohe TILs aufwiesen, verglichen mit 82 % der Patientinnen, deren Tumore niedrige TILs aufwiesen. Insgesamt 95 % versus 78 % waren ohne Fernmetastasen und 86 % versus 69 % ohne jeglichen Rückfall der Krebserkrankung. Bei den Frauen im Stadium II waren 98 % versus 66 % am Leben, 96 % versus 62 % ohne Fernmetastasen und 85 % versus 55 % ohne jeglichen Rückfall der Krebserkrankung.

Die TIL sind deshalb nach Einschätzung von Leon-Ferre ein wichtiger prognostischer Marker, der sich ohne zusätzlichen Aufwand bestimmen lässt. Notwendig sei nur ein Blick durch das Mikroskop und die Zählung der TIL, die bei einer einfachen Hämatoxylin-Eosin-Färbung erkennbar sind.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt